Deutschland für Anfänger: Keine Angst vorm Kulturschock

Interview mit unser Alumna Abigail aus den USA (Teil 2)

Im zweiten Teil unseres Interviews mit unserer Alumna Abigail (25) dreht sich alles um das Thema Deutsche Kultur. Erfahrt, warum auch die beste Vorbereitung nicht vor einem Kulturschock schützt, welche Herausforderungen es beim Leben in Deutschland zu meistern gibt und warum Deutsche zum Lachen in den Keller gehen. 😉

🥨 Liebe Abigail, was ist für dich typisch Deutsch?

Einige berühmte Stereotype sind wahr 😉

  1. Die Deutschen sind sehr direkt, sie sagen unverblümt, was sie denken oder stört. Außerdem gehört zur deutschen Kultur: Deutsches Bier, deutsches Brot und häufig Kartoffeln zum Essen.
  2. Das Frühstück: Ein typisch deutsches Frühstück mit frisch gebackenen Brötchen und Marmelade, Speisequark ist so lecker! Und nachmittags: Kaffee und Kuchen!
  3. Müll trennen. Es gibt für fast alle Materialien extra Mülltonnen mit bestimmenten Farben. In Köln zum Beispiel ist die Papiertonne blau, die Tonne für Plastik- und Verpackungsmüll gelb und Küchen- und Bioabfall kommt in die grüne Mülltonne.

Hat dich auch etwas überrascht?

Die Deutschen haben den Ruf, nicht lustig zu sein. Es gibt diese super lustige deutsche Redewendung: „Er geht zum Lachen in den Keller“. Allein die Vorstellung ist lustig: „laughing in the basement“.

Doch die Redewendung ist nicht wahr. Ich habe viele humorvolle, lustige Deutsche kennengelernt.

 

💡 Was ist dein Tipp fürs Ankommen und Leben in Deutschland?

Bereite dich so gut es geht vor: nicht nur auf das, von dem du weißt, dass es passieren wird, sondern auch auf das, was du nicht weißt. Und mach dir klar, dass Unverhofftes und Ungeplantes passieren wird und das es okay ist.

Der Anfang ist immer schwer – halte durch, der nächste gute Tag kommt bestimmt! Du wirst als Person wachsen und es wird der Zeitpunkt kommen, da wird alles Spaß machen.

⚡️Hattest du einen Kulturschock?

Trotz der guten Vorbereitung: Ja, einen kleinen Kulturschock hatte ich. In Europa sind die Menschen und Dinge einfach anders. Sich an eine neue Kultur gewöhnen ist anstrengend. In den ersten zwei Wochen habe ich viel geschlafen. Ich musste die ganzen neuen Eindrücke erstmal verarbeiten. Und es gibt natürlich immer Dinge, die unverhofft passieren. Aber die Welt dreht sich immer weiter und nach jedem Tief kommt ein Hoch 🙂

Überrascht war ich übrigens davon, dass sonntags Ruhetag ist. Alle Geschäfte sind geschlossen. Das muss man einplanen. Das Essen ist auch anders (Brot zum Frühstück, Brot zum Abendbrot. Brot ist wichtig!) – aber ich hab mich schnell daran gewöhnt…. Außerdem: wer liebt nicht Brot zum Essen?

 

🤔Was ist dir schwer gefallen? Womit kamst du am Anfang nicht zurecht?

Die deutsche Sprache war die größte Hürde, denn die Sprache ist das A und O.

Zu Beginn konnte ich meine Gedanken nicht richtig ausdrücken. Meine Gastmutter hat immer versucht, sich mit mir zu unterhalten, aber ich konnte ihr nicht richtig antworten. Es war sehr ungewohnt, nicht so kommunizieren zu können, wie ich es gewohnt war. Für kurze Zeit fühlte es sich an, als wäre man plötzlich nicht mehr man selbst: Ich bin ein sehr lustiger Mensch und mache auch gerne Witze – und das war plötzlich nicht mehr möglich.

Auch den Umgang mit den Verkehrsmitteln musste ich erst lernen. Am Anfang habe ich mal die falsche Straßenbahn genommen und bin in die falsche Richtung gefahren. Der Kontrolleur wies mich auf den Fehler hin, als er meine Fahrkarte kontrollierte. Doch da war ich bereits am anderen Ende der Stadt. Die Bezeichnungen auf den Bahngleisen werden nur auf Deutsch angezeigt. Zu der Zeit hatte ich noch kein Internet auf dem Handy und konnte deshalb nicht nachschauen. 

Aber das gehört am Anfang dazu. Aus Fehlern lernt man.

 

⭐Was ist das wertvollste, das du während deiner Zeit in Deutschland gelernt hast?

1. Du lernst nicht nur ein neues Land besser kennen, sondern auch dich und dein eigenes Land. Ich bin mir meiner eigenen kulturellen Eigenschaften und Werte bewusst geworden und habe erst festgestellt, was es bedeutet, Amerikanerin zu sein, seit ich in Deutschland lebe.

2. Man kann sich an alles gewöhnen: Klar, es ist herausfordernd in einer Gastfamilie zu leben. Als junger und unabhängiger Erwachsener lebst du plötzlich wieder mit einer Familie unter einem Dach, die du kaum kennst. Das ist natürlich eine Umstellung. Doch es ist wie vieles eine Frage der Gewöhnung. Das Leben in einer Gastfamilie hilft dir, die deutsche Kultur zu verstehen. Du hast Ansprechpartner, die dir helfen können und findest schneller sozialen Anschluss, als wenn man alleine lebt.

3. Unabhängig von meinem persönlichen Benefit: In Deutschland ist Nachhaltigkeit und Recycling sehr wichtig. Dieser Nachhaltigkeitsgedanke wird mich sicher auch in meiner Zeit nach Deutschland begleiten. Hier ist es zum Beispiel normal, seinen eigenen Kaffeebecher für den Coffee to go mitzubringen oder für einen kleinen Betrag einen nachhaltigen, wiederverwendbaren Becher zu kaufen, anstatt Einmal-Pappbecher zu nutzen.

 

🔍Wie war dein erster Eindruck von Köln?

Köln ist sehr grün und es gibt viele Parks. Trotzdem ist es natürlich eine Millionenstadt, auch wenn man sich manchmal wie auf dem Dorf fühlt, weil jeder jeden kennt und man in kurzer Zeit viele Leute kennen lernt. Die Stadt bietet viele Möglichkeiten.

Mein Start in Deutschland war sehr schön. Ich bin im Sommer angekommen, daher war es warm und ich hatte somit einen perfekten Übergang aus dem Sunshine State. Was am Anfang ein wenig schwierig war, war, dass meine Gastfamilie noch im Urlaub war und ich deshalb zwei Wochen bei einer anderen Gastmutter bleiben musste. Da musste ich mich dann zwei Mal eingewöhnen. Ich wurde aber gut betreut und es gab jeden Morgen leckeres, deutsches Frühstück mit Brötchen, Marmelade, Quark usw.

😀Mit welchen drei Sätzen würdest du Köln beschreiben?

  • Cool: Köln ist eine coole Stadt
  • Freundlich: Die Kölner sind sehr freundlich.
  • Historisch: Die Stadt hat historisch viel zu bieten, wie zum Beispiel den Köln Dom