„Die deutsche Sprache ist nicht so schwer wie ihr Ruf!“

Interview mit unser Alumna Abigail aus den USA (Teil 1)

Jedes Jahr lernen bei uns Menschen aus aller Welt Deutsch. Manchen fällt es leichter, anderen etwas schwerer. Unsere Deutschlernerin Abigail (25) teilt ihre Erfahrungen und Tipps und erzählt im ersten Teil unseres Interviews, warum die deutsche Sprache gar nicht so schwer ist wie ihr Ruf und was man am besten sagt, wenn man nicht zugeben will, dass man kein Wort versteht.

Liebe Abi, stell dich doch bitte kurz vor 🙂

Ich bin Abigail aus Florida/USA, 25 Jahre alt und nehme am Parlamentarischen Patenschafts Programm (PPP)  teil. Seit 1. August 2021 bin ich in Deutschland, am 20. Juni 2022 reise ich zurück in die USA.

Aktuell mache ich ein Remote-Praktikum beim Podcast "Common Ground Berlin" und wohne in einer WG in Düsseldorf.

🇩🇪 Was waren deine Erwartungen an deine Zeit in Deutschland, bevor du hier angekommen bist?

Durch die gute Vorbereitung wurden mir einige Überraschungen erspart: über die kulturellen Unterschiede und die Direktheit der Deutschen wurden wir vor unserer Ausreise in einem Seminar gebrieft. Auch auf das Leben in der Gastfamilie wurden wir gut vorbereitet. Ich hatte bereits vor meiner Ankunft in Deutschland Kontakt zu meiner Gastfamilie. Das hat das Ankommen hier erleichtert.

Ich komme aus Florida – dem Sunshine State. Ich dachte, Deutschland wird sehr kalt und habe viele warme Klamotten mitgebracht. Aber es war okay und man gewöhnt sich an alles.

💬 Warum lernst du Deutsch?

Vor etwa zwei Jahren habe ich zufällig auf einem Blog von diesem Austauschprogramm in Deutschland erfahren: Als Kultur-Botschafterin für die USA ein Jahr in Deutschland leben und studieren. Ich war schon immer an einem Auslandsjahr interessiert und dachte mir: Warum nicht nach Deutschland? Dort stand, man brauche keine Deutschkenntnisse – das hat mich überzeugt. Denn vor vor einem Jahr konnte ich kein einziges Wort Deutsch. Mittlerweile bin ich auf dem Level C1. 😎

Eigentlich wollte ich schon 2020 am PPP teilnehmen. Das Programm wurde jedoch wegen Corona abgesagt. Ich habe dann ein Jahr in den USA Deutsch gelernt. Mit dem Programmstart 2021 kamen dann noch zwei Monate in Deutschland dazu. Aktuell besuche ich einmal pro Woche einen Deutschkurs an der Uni, denn auf Deutsch zu studieren ist herausfordernder als im Alltag klar zu kommen.

Für Sprachen habe ich mich immer interessiert. Ich hatte Spanisch in der Schule und habe auch ein bisschen ins Französische reingeschnuppert. Mit Deutsch hatte ich nichts am Hut. Aber ich liebe die deutsche Sprache mittlerweile.

💡Was ist dein Tipp für alle, die Deutsch lernen?

So viel wie möglich Wortschatz lernen!
Es ist toll, wie viel besser man sich verständigen kann, wenn man mehr Worte kennt. Meine Lehrerin bei Carl Duisberg hat viel Wert auf unseren Wortschatz gelegt. Und es stimmt: Wenn du fleißig bist, kannst du bereits nach kurzer Zeit auf Deutsch kommunizieren. Vielleicht nicht grammatikalisch perfekt, aber so, dass dich deine Mitmenschen verstehen.
Hab keine Angst davor Fehler zu machen, trau dich einfach!

Die deutsche Grammatik mit den Haupt- und Nebensätzen ist schwer, vor allem als Amerikanerin, denn bei uns ist die Grammatik einfacher. Doch die Menschen verstehen dich auch, wenn du die Grammatikregeln nicht perfekt beherrschst, aber man möchte ja selbst gerne alles richtig machen.

Mein – nicht ganz ernst gemeinter –  TIPP: Wenn du keine Ahnung hast, was dein Gegenüber sagt, antworte einfach mit „genau“. Das hat bei mir schon ein paar mal geklappt. 😉

🎓Wie hat dir der Deutschkurs gefallen und welche Lernmethode war für dich am hilfreichsten?

Eine Sprache im jeweiligen Land zu lernen ist viel besser, als einen Sprachkurs im eigenen Land zu besuchen. Du kannst das Gelernte in der Alltagssprache sofort anwenden und besser verinnerlichen. Mit unserer Lehrerin haben wir regelmäßig Kurs-Ausflüge gemacht und so viel von der Stadt und der Kultur kennengelernt. Mittlerweile bin ich ein bisschen in Deutschland verliebt.

Mein TIPP: Deutsch lernen in Deutschland! Das ist bestimmt nicht der einfachste oder günstigste Weg, aber auf jeden Fall das Beste für die eigenen Sprachskills.

Meine Deutschlehrerin bei den Carl Duisberg Centren, Albina, hat von Anfang an Deutsch gesprochen – und zwar sehr schnell. Sie sagte, wir sollen uns schnell an das normale Sprechtempo gewöhnen, damit wir im Alltag besser zurecht kommen. Zu Beginn versteht man kaum etwas, aber es wird jeden Tag ein bisschen besser und sie hat Recht behalten: Man gewöhnt sich schnell daran.

Was hat dich in beim Deutsch lernen am meisten überrascht?

Die deutsche Sprache ist nicht so kompliziert wie ihr Ruf.

Deutsch ist nicht so romantisch wie das Französische, aber trotzdem sehr interessant. Und meistens sehr logisch aufgebaut: Das Verb ist in der Regel an zweiter Stelle im Satz. Wie eine mathematische Formel, die du auswendig lernen musst und wenn du den Sinn einmal verstanden hast, dann geht’s ganz einfach.
Außerdem kannst du tolle neue Worte aus Wortkombinationen kreieren, zum Beispiel: Weltschmerz, Fernweh oder Feierabend.

Hast du ein deutsches Lieblingswort?

Luftzug – Die Vorstellung von einem Zug, der durch die Luft fliegt, ist super. „Zug“ ist generell Teil von vielen Wörtern, die gar nichts mit dem Zug (train) zu tun haben: Anzug, Aufzug.

👉Erfahrt im zweiten Teil unseres Interviews, warum auch die beste Vorbereitung nicht vor einem Kulturschock schützt, welche Hürden es beim Leben in Deutschland zu meistern gibt und warum Deutsche zum Lachen in den Keller gehen.